Taizé-Fahrt 2017

„Taizé? Oh wie toll, da wollte ich schon immer mal hin!“ oder: „Taizé? Was ist das?“ … Während es für die einen ein vollkommen neuer Begriff war, hatten die anderen von Freunden schon Vieles, vor allem Positives gehört. Es handelte sich um eine bildungsgangübergreifende Reise vom 20. bis 28. Mai 2017 nach Taizé. Die Motivationen, an dieser Reise teilzunehmen, waren völlig verschiedene. Während es für den einen darum ging, vom Schul- und Alltagsstress abzuschalten, zur Ruhe zu kommen und/oder neue Energie zu tanken, stand für den anderen das Erleben von Spiritualität und das Austauschen und Teilen von Glauben, besonders mit jungen Menschen, im Vordergrund.

Daher waren wir auch alle gespannt, wie es dort werden würde, eine Woche in einem kleinen Dorf in Südfrankreich, untergebracht in Zelten oder einfachen Baracken, ohne WLAN und dann auch noch alles christlich-religiös ‚angehaucht´, mit drei täglichen Gebeten sowie Bibelgesprächen und diversen Arbeiten. Es wurde toll! Es ist schwer, die vielen Eindrücke zusammenzufassen, denn jede/r einzelne von uns 17 Teilnehmer*innen (15 Studierende begleitet von Frau Kunz und Frau Zens) hat ganz unterschiedliche persönliche, intensive und prägende Erfahrungen gesammelt.

Am 20.5. ging es um Mitternacht dann schon abenteuerlich los. Der Reisebus hatte fast 4 Stunden Verspätung, wodurch wir dann auch das Mittagsgebet verpassten (was aber weniger tragisch war, wir würden ja noch genügend Gebete mitbekommen). Also wurden direkt die Zelte aufgebaut (die nächste Hürde, für einige fast komplizierter als Mathe), bzw. die Baracken bezogen. Nach dem Mittagessen sollten wir uns dann in Listen für die Mitarbeit eintragen lassen (totales Chaos, wir wussten irgendwie gar nicht wie und was wir dafür machen sollten… Also einfach mal der Menge hinterher). Die einen waren dann direkt darüber informiert, was ihre Aufgaben sind (z.B. Kochen, Müllsammeln oder ‚Big-Washing Up‘), während die anderen noch im Dunkel tappten und nur die Uhrzeit fürs erste Treffen gesagt bekommen hatten. Die Freizeit wurde dann genutzt, um den Eltern per SMS (Oha - Back to the roots) mitzuteilen, dass wir gut angekommen waren, und das Gelände ein wenig zu erkunden, zur Quelle Saint-Etienne zu gehen oder ein Nickerchen zu halten. Nach dem Abendessen und dem Abendgebet öffnete dann der Oyak, eine Art Kiosk und ein Ort, an dem es erlaubt war, auch einmal etwas lauter zu sein. Hier fanden sich ganz schnell große Runden, in denen, begleitet von Gitarren und/oder Keyboards, gesungen, gequatscht und ‚gefeiert‘ wurde. Während der größte Teil unserer Gruppe und der gesamten Taizé-Gemeinde sich am Abend dort aufhielt, durften zwei von uns in einem kleinen internationalen Team ihre Arbeit verrichten („Church-Work“, Gesangbücher sortieren und im „Brothers-Place“, der Platz, an dem die Brüder während der Gebete sitzen, Ordnung schaffen).

Am Morgen ging es zum Bibeltreffen, bei dem uns ein Bruder in eine Bibelstelle einführte. Anschließend wurden kleine Bibelgruppen á 10 Personen für die kommende Woche gebildet. In diesen tauschten wir uns dann über die Bibelstelle und dazu passende Fragen sowie über Alltägliches und Persönliches aus.

Und so kehrte auch schnell eine Routine ein. Diejenigen, die am Vormittag Bibeltreffen hatten, arbeiteten nachmittags oder abends und umgekehrt. Zusätzliche, freiwillige Angebote waren z.B. die Probe der Taizé-Gesänge um 14 Uhr, Workshops zu verschiedensten Themen wie „Jesus, unser Bruder!?“, Berichte von Freiwilligen, den sogenannten „Permanents“, oder auch Filme.

Was uns besonders beeindruckte?! Dass das Leitziel „Joy – Simplicity – Mercy“ (also Freude – Einfachheit – Barmherzigkeit) in allen Ecken zu spüren und von jedem einzelnen auch gelebt wurde. Es war das selbstverständliche Leben in einer Gemeinschaft (trotz der vielen tausend Menschen ist alles sehr strukturiert), in der jeder so sein und beten konnte, wie er wollte, jeder wurde respektiert und akzeptiert und hat mitgearbeitet (ob er wollte oder nicht). Da es im Laufe der Woche immer voller (irgendwann waren es ca. 3000 Leute) wurde, wurde es auch immer lauter. Dennoch hatte man jederzeit die Möglichkeit, sei es z.B. im Garten an der Quelle oder in der Kirche der Versöhnung (die übrigens so ganz anders ist als uns bekannte Kirchen) sich zurückzuziehen, nachzudenken und zur Ruhe zu kommen (außer zur Mittagszeit, da wird in der Kirche gesaugt). Die Gebete/Gottesdienste laufen übrigens auch ganz anders ab (vorher laufen überall Freiwillige herum mit einem Silence-Schild, nach und nach trudeln die Brüder in ihnen weißen, langen (und wohl sehr warmen) Gewändern ein. Dann wird ein Lied angestimmt, die zwei Sätze (wenn überhaupt) werden dann (gefühlte zehntausendmal) wiederholt. Zwischen und während der einzelnen Lieder werden z.B. Bibelverse gelesen oder Fürbitten gehalten/gesungen. Das alles geschieht übrigens auf dem Boden sitzend, bzw. auf kleinen Bänkchen, vorne flackern Kerzen (die auch mit viel System aufgestellt werden).

Abenteuerlich waren auch die Malzeiten. An der Ausgabe sammelten sich dann 3.000 Menschen in praller Hitze und warteten auf das simple, aber leckere Essen. Ist man nicht direkt nach dem Gebet aus der Kirche „gestürmt“, durfte man schon mal 15 Min. in der Schlange warten. Auf einem kleinen Tablett fanden sich dann ein Plastikteller mit Eintopf, zwei Baguette-Stückchen, ein Stück/ eine Scheibe Käse oder Wurst und Joghurt oder Obst zum Nachtisch. Einziges Werkzeug war ein Löffel. Nachschlag gab es an einer separaten Stelle, von der wir erst einmal nichts wussten, so dass einige beinahe verhungert wären. Am Nachmittag, zur Tee-Time, gab es ein Gebäck mit dem „Special-Taizé-Tee“ (dessen Rezeptur nur wenigen bekannt und dessen Zuckergehalt bemerkenswert war). Das Frühstück war neben dem Tee eine wirkliche Köstlichkeit. Jeden Morgen gab es ein einfaches Brötchen, ein Stück abgepackte Butter und zwei Riegel dunkle Schokolade. Dabei gab es weder Messer, noch sonstige Hilfsmittel, doch mit ein bisschen Übung hatte jeder seine eigene „Brötchen-schmier-beleg-Technik“ entwickelt. Leere Flaschen oder den großen Becher konnte man an den großen Zapfhähnen mit Leitungswasser auffüllen (eine kleine Dusche für die Füße und die in der Nähe Sitzenden inklusive).

Das Wetter hat in der Woche definitiv mitgespielt, sodass ab und an sogar der Wunsch aufkam, in der grünen Quelle/See/Sumpf schwimmen zu gehen (verboten). Also entschieden sich einige von uns für einen Sonnenbrand und/oder eine -Allergie.

Das Fazit zu dieser Woche fällt durchweg positiv aus (unabhängig von drei umgeknickten Füßen und dem damit einhergehenden fünf-stündigen Krankenhausaufenthalt). Hier in Taizé hatten wir die Möglichkeit, über Religion und Glauben mit den Bibelgruppen, mit neuen Bekanntschaften und alten Freunden ins Gespräch zu kommen, Fragen wurden beantwortet, neue Fragen sind aufgekommen. Sowohl in einem Gruppengespräch mit Bruder Benoit, als auch in persönlichen Gesprächen mit den Brüdern konnten Fragen gestellt und einander anvertraut werden. Die Intensität der Woche hat Verschiedenstes bewirkt. Während die einen innere Ruhe und Gelassenheit, haben die anderen sich selbst gefunden bzw. das Selbst gebildet. Wir konnten hier Gott (teilweise zum ersten Mal) näher kommen/spüren und Vertrauen aufbauen. Auch wenn man sich zurückgezogen hatte, um allein zu sein, nachzudenken und zur Ruhe zu kommen, war man doch irgendwie nicht allein. Zudem haben wir des Öfteren, gefördert durch die vielen Menschen und das große Gelände, einander gesucht (und aber spätestens zu den Mahlzeiten gefunden).

Die prägnantesten Wörter, welche uns in dieser Woche immer begleitet haben, die wir mit nachhause nehmen und mit denen wir hier abschließen möchten, sind folgende: Joy, Simplicitiy, Mercy, Silence, Trust. Alleluja. Amen.


Teilnehmer*innen:

Kunz, Susanne
Ingenhaag, Jenny
Schunk, Lara
Tamms, Miriam
Gollin, Hanna
Theissen, Jana
Diehl, Anna
Schmitz, Lena
Weigel, Babette
Linden, Vincent
Dreger, Christoph
Maganathan, Sujitha
Zens, Marion
Zielinska, Karolina
Pohl, Nadine
Eichmüller, Niclas Leonardo
Holtz, Cindy
Hecker, Nina