Der Klimawandel ist kein kurzfristiges Problem. Der Kampf gegen die globale Erwärmung kann nur geführt und gewonnen werden, wenn er langfristig und international angelegt ist. Außerdem kann er nicht isoliert geführt werden, sondern er erfordert ein gesellschaftliches und generationsübergreifendes Problembewusstsein und Handlungsbereitschaft. Und das muss so breit wie möglich angelegt sein – am allerbesten bereits in der Kita! Genau das ist der Ansatz eines internationalen Erasmus+ Projekts. Es wird von der Universität Bonn geführt, von der EU finanziert und vom Erzbischöflichen Berufskolleg Köln in Deutschland vorangetrieben.
Weitere Partner des Projekts sind estnische, polnische und spanische Schulen, irische Jugendzentren und eine italienische Begegnungsstätte. Das Ziel besteht darin, den Klimaschutz als selbstverständlichen Bildungs-, Erziehungs- und Lebensbereich in europäischen Kitas, OGS und Jugendeinrichtungen zu verankern. Und das reicht in den Augen der Partner weit über einzelne Forschertage, Müllsammelaktionen oder Waldspaziergänge hinaus. Vielmehr geht es um eine strukturelle Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen.
Dazu bedarf es einer tiefen Überzeugung und Hilfe für die Erzieherinnen und Erzieher. Leider mangelt es hieran. In der Kölner Fachschule für Sozialpädagogik haben Lehrkräfte festgestellt, dass die angehenden Erzieher:innen bezüglich der Vermittlung des Klimawandels verunsichert sind. Dabei mangelt es nicht an Engagement und Bereitschaft – die Beteiligung an Klimademos war und ist sehr hoch. Sobald es in Unterricht und Praxis aber um die grundsätzlichen, auch naturwissenschaftlichen Phänomene des Klimaschutzes ging, offenbarten sich Scheu und Unsicherheit. Gerade bei Praxisbesuchen und den hierzu nötigen Planungen ziehen sich die Studierenden und Praktikant:innen auf vertraute Bildungsbereiche zurück; im Wesentlichen Kunst, Musik und Bewegung.
Aus diesen Beobachtungen erwuchs die Grundidee des Projekts. Der Klimawandel soll den (angehenden) Erzieher:innen einfach und praktikabel vermittelt werden. Denn nur, wenn sich die Multiplikator:innen in der Sache sicher sind, werden sie selbstverständlich in ihren künftigen Alltag in den Kitas einbringen. Dies schafft bei den Kleinsten eine wesentliche Basis, die die Voraussetzung für den notwendigen gesellschaftlichen Wandel hin zum Klimaschutz ist. Hier setzt das Projekt an. An seinem Anfang stehen die wissenschaftlich abgesicherten Informationen des meteorologischen Instituts der Universität Bonn. Auf dieser Basis entwickelten die Projektpartner und deren Netzwerke standardisierte und pädagogisch abgesicherte Planungen für die Praxis. Diese Ideen und Kurzkonzepte sollen den erzieherischen Alltag vereinfachen und insbesondere den Fachschüler:innen eine solide Grundlage für die häufig mit Scheu und Nervosität verbundenen Praxisbesuche geben. Am Ende des Projekts sollen mindestens 100 bewährte Planungen zu vielfältigen Aspekten des Klimaschutzes stehen. Diese werden auf der Webseite des Projekts, aber auch in handfester Buchform veröffentlicht. Diese Planungssammlung soll zum klimatischen Standardwerk möglichst vieler Kitas und Jugendeinrichtungen werden.
Der Inhalt der kurzen Planungsskizzen umfasst alle Aspekte des Klimawandels. Angefangen bei den Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens reicht er über die Illustration der Erderwärmung, konkrete Ideen zum Klimaschutz bis zum Erkennen und Umgang mit Fake News der Klimaleugner. Allen Planungen gemeinsam ist das Bemühen, sie zielgruppengerecht umzusetzen. Schon jetzt sind die Lehrkräfte der Berufskollegs sehr erfreut über den Ideenreichtum ihrer Partner, Studierenden und Erzieher:innen. Das bisherige Planungsspektrum reicht von Klima-Kamishibai für Kitas über Rechenaufgaben zu eigenen Messergebnissen für OGS bis hin zu lebenden Wärmestreifen für Jugendliche. Besonders spektakulär ist ein Vertrag der Fachschule mit dem Kölner Energieversorger. Er gestattet der Schule und ihrem Netzwerk die Gestaltung unzähliger Stromkästen mit klimarelevanten Motiven.
Damit ist der Hunger der Verantwortlichen auf Planungsskizzen aber bis jetzt nicht gestillt. Aktuell rufen Peter Bispeling und das Projektteam bundes- und europaweit zu einem Wettbewerb um die besten kindgerechten Planungsideen zur Bekämpfung des Klimawandels auf. Machen Sie mit! Die Teilnahme ist ebenso einfach wie lukrativ: Rufen Sie die Webseite des Projekts auf (https://www.cicli.uni-bonn.de/de) und füllen Sie das Planungsraster aus. Das Einzige, was Sie benötigen, sind gute, kreative und leicht umsetzbare Ideen für Ihren beruflichen Alltag!
Jede:r Teilnehmende erhält nach Abschluss des Projekts eine der gedruckten Planungssammlungen. Weiterhin gibt es einen Hauptpreis, die komplett finanzierte Teilnahme von bis zu fünf Personen am Projekttreffen in Danzig im Herbst 2025. Der zweite Preis sind zwei Kamishibai zum Klimaschutz. Nicht zuletzt gibt es einige CO₂-Messgeräte nebst Hinweisen zu deren Einsatz in Ihrer Praxis.Kurzum: Das Team aus Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen hofft, dass das Projekt ein kleiner, aber perspektivischer Baustein im Kampf gegen den Klimawandel ist. Wenn Kinder schon heute im Hinblick auf Klima sensibilisiert werden, werden sie als Erwachsene daran arbeiten, die Erderwärmung aufzuhalten. Und Sie können heute dabei helfen!
Erzieher:innen des Erzbischöflichen Berufskollegs Köln in der Kita: CO₂-Messgeräte müssen auch in der Kita kein Zauberwerk sein.
Angehende Erzieherinnen gestalten Stromkästen mit Motiven zum Klimaschutz.
Presserezeption:
Kölner Stadt Anzeiger vom 13.12.2024